Dieser Blickartikel hat mich zu einigen Gedanken inspiriert. Ich empfehle an dieser Stelle kurz den Artikel zu lesen, um danach meinen Gedanken zu verstehen.
Im Text werden Bezeichnungen wild vermischt. Beratung ist nicht Coaching und beides hat nichts mit Psychologie zu tun. Wie sehe ich das? Ein Berater oder eine Beraterin hat einen (fachlichen) Wissensvorsprung. Diese Person erteilt mir einen Rat, wie ich ein Problem lösen kann. Ich kann mir Beratung im Sektor Ernährung, Finanzen, Autofahren oder Wohnungseinrichten vorstellen.
Ein Coach ist in meinem Verständnis eine Begleitung. Er oder sie begleitet die Kundschaft auf einem Wegstück im Leben. Bei jeder Kreuzung entscheidet jedoch die Kundschaft, welcher Weg eingeschlagen werden soll. Der Begriff Coach wird heutzutage jedoch sehr inflationär verwendet. Früher waren Tarot-Kartenleger am Werk, Personaltrainer oder Umzugshelfer. Heute nennen sie sich Karten- oder Futur-coach, Sportcoach oder Umzugscoach. Ja selbst aus dem Ernährungsberater wird ein Ernährungscoach.
In zwei Sachen will ich jedoch vehement dem Artikel widersprechen:
Zitat 1: «Fragen Sie Ihren Coach ungehemmt nach seiner Ausbildung. Will er als Experte ganzheitliches Coaching anbieten, führt nichts an einer seriösen psychologischen Ausbildung vorbei. Ein Coach, der nicht geschult ist im Erkennen von Persönlichkeitsproblemen und Beziehungsmustern, der ist verloren»
Ich bin der Meinung, dass die Ausbildung bereits beim Auftritt auf der Webseite oder den sozialen Medien sichtbar sein sollte. Und ein Coach muss jedoch keine psychologische Ausbildung haben, um ein professioneller Coach zu sein! Er oder sie muss fähig sein, Menschen im Rahmen eines ersten Gesprächs zu beurteilen, ob sie in ein Coaching passen oder nicht. Ob sie gesund und stabil sind. Ist dies nicht der Fall, so liegt es nicht am Coach eine Diagnose zu stellen oder eine Analyse durchzuführen. Hier kommen die psychologisch geschulten Personen ins Spiel. Ich stelle bei meiner Kundschaft manchmal fest, dass sie es positiv finden, dass ich keine Analyse und Aufarbeitung der Kindheit, des inneren Kindes und des Mutterkomplexes mache.
Zitat 2: «Und ganz wichtig: Ein professionelles Coaching kann helfen, bestimmte Probleme gezielt und kurzfristig zu erkennen und individuell zu behandeln. Aber wenn jemand das Gefühl hat, sein Leben nicht mehr meistern zu können, rät Fäh (Zürcher Psychoanalytiker und Coach) ihm zu therapeutischer Hilfe wie «klassische Psychoanalyse oder Psychotherapie»».
Als Coach behandle ich grundsätzlich keine Probleme, sondern gehe mit der Kundschaft einen ressourcenvollen Weg und biete Hilfe zur Selbsthilfe. Gerade wenn jemand das Gefühlt hat, sein Leben nicht mehr meistern zu können, kann ein Coach eine gute Wahl sein, um wieder Tritt zu fassen. So finden immer wieder Kunden und Kundinnen zu mir, welche unter Veränderungen leiden – Scheidung, Jobverlust, toxische Beziehung oder Midlife-Crisis.
Ich habe das Gefühl, dass einige Personen zu bekannten Persönlichkeiten ins Coaching gehen aus Geltungsdrang, als Must-have. Es gehört zum guten Ton sich coachen zu lassen. Und dann gehe ich doch zu einer berühmten Persönlichkeit. Auch wenn die Berühmtheit aus dem ehemaligen Beruf als SRF-Moderatorin oder Sportlerin stammt. Dieser Trend bemerkte ich ebenfalls im Podcast ‘Zivadiliring’ – frau hat regelmässige Sitzungen mit dem Therapeuten.
Es gibt Coaches welche sich auszeichnen, dass sie einen Schicksalsschlag gemeistert haben, nun im Rollstuhl sitzen und weiterhin lebensfroh sind, oder von Drogen wegkamen oder 125 kg abgenommen haben. Ich habe Respekt vor diesen Willensleistungen – ehrlich. Doch sind dies Personen automatisch gute Coaches? Ist es nicht ein Trugschluss, das eigene Erfolgsrezept der Kundschaft überzustülpen? Diese Coaches haben ein einfaches Spiel mit der Kundschaft, denn dieser Coach hat bewiesen, dass er mental stark ist. Er muss es also wissen, wie es funktioniert. Das stimmt, er weiss es auch – er weiss, wie er es meistern kann. Nicht mehr und nicht weniger.
Kann ein normaler Mensch ohne schlimme Erfahrungen ein guter Coach sein? Ja, absolut! Es hat vielleicht Energie und mentale Stärke gebraucht nicht mit Rauchen zu beginnen. Also muss oder kann er nicht mit einem Rauchstopp auftrumpfen.
Oder man sieht dem Coach die Menschlichkeit an. Eine Kundin von mir hat in der fünften oder sechsten Sitzung mal gesagt: Darf ich ehrlich sein? Als ich dich das erste Mal gesehen habe, mit den paar Kilos zu viel, habe ich gedacht: das ist kein guter Coach. Der hat sich nicht im Griff. Doch mittlerweile bist du das beste was mir in meiner jetzigen Situation passieren konnte. Es geht in allen Treffen um mich, um Lösungen für mich – dein Wissen eine dein Einfühlungsvermögen beeindruckt mich.
Was macht für mich ein professioneller Mentalcoach aus?
- Er oder sie kennt sein Wirkungsgebiet und respektiert seine Dienstleistungs-Grenzen. Der Mentalcoach weiss, dass mit Mentalcoaching nicht alle Probleme gelöst werden können und gibt keine Versprechen ab.
- Ein Mentalcoach arbeitet nur mit stabilen und gesunden Menschen, welche sich verändern wollen und aktiv mitarbeiten. Er kann empathisch auf die Kundschaft eingehen, auch wenn er die Lebenssituation nicht selbst erlebt hat, versteht er die Kundschaft vollkommen.
- Ein Mentalcoaching hat ein Ende, ist also eine temporäre Begleitung. Es werden Techniken zur Selbsthilfe vermittelt, so dass die Kundschaft nach einem Mentalcoaching selbständig weiter an sich arbeiten kann. In solchen Coachings wird zukunfts- , lösungs- und ressourcenorientiert gearbeitet.
- Der Mentalcoach stellt für jede Person ein individuelles Coaching zusammen und begibt sich mit ihr in einen Prozess. Er beginnt mit jeder Person bei Null und hat keine Patentlösungen bereit.
- Ein Mentalcoach reflektiert seine Sitzungen, begibt sich regelmässig und zusätzlich bei Bedarf in Supervision und bildet sich ständig weiter.
- UND ein Mentalcoach übt den Beruf aus Freude und mit Begeisterung aus und nicht um sechsstellige Umsätze zu generieren!
Ich will meine Gedanken mit einem Kundinnenfeedback abschliessen. Die junge Frau suchte mich auf, da sie wenig Selbstwert hatte und sich schlecht abgrenzen konnte. Wir einigten uns auf das Coachingziel MEHR Egoismus. Drei Monate nach dem Mentalcoaching habe ich nachgefragt, was nun die Essenz vom Mentalcoaching ist.
Die Antwort: D’ Essenz isch, dass i weiss, das i mis Glück finda wird. Han ganz a tüüfs und zfriedes Gühl in miar, dass sich alles so füaga wird, wia i miar das wünscha. – Auch das kann Mentalcoaching!
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